Abendzeitung, 5.11.2003

Münchner baut Schule für afghanische Kinder

Dr. Reinhard Erös und sein großes Engagement in der Provinz


MÜNCHEN/CHEWA Große Augen lugen unter bunten Kopftüchern hervor. Gesichter, die wissbegierig auf den Mann im weißen Gewand schauen, der in ihrer Mitte steht. Der Bärtige ist Lehrer der Friedensschule Chewa in Afghanistan. Erst
seit dem 11. September dieses Jahres wird dort unterrichtet. Dass es dazu kam, verdanken die Kinder Dr. Reinhard Erös (55) aus München, der die Anstalt mit Spenden des »Lions Club" Bayern errichtet hat.
Seit über fünf Jahren, engagiert sich Erös, vorher Oberstarzt bei  der Bundeswehr, für dass kleine Land, am Hindukusch. Seine Philosophie: "Man muss in die Provinz gehen, wenn man, Afghanistan wirklich helfen will: Nur tut das außer dem gestandenen Bayern niemand: "Die Hilfsorganisationen stehen sich in Kabul auf den Füßen rum. Die Provinzen kriegen nichts."
Deshalb gründete Eros 1998 zusammen mit seiner Frau Annette die ,,Kinderhilfe Afghanistan", ein Projekt das mit  Spendenmitteln in den dörflichen Gegenden Afghanistans so genannte "Friedensschulen" errichtet. Die erste Bildungsanstalt innerhalb Afghanistans entstand Ende 2001 in Nangahar - nach dem Sturz des Taliban-Regimes.
Mit dem Bau der jetzt in Chewa errichteten Schule begann Eros im Februar diesen Jahres ein abenteuerliches Unternehmen: Mit Wasserbüffeln und Maultieren  wurden die Steine für das Mauerwerk herangeschafft - wenn der einzige Traktor der Region gerade anderweitig vergeben war.
Zum 11. September konnte die Schule die Arbeit aufneh men. "Ein Datum, das ich absichtlich gewählt habe", so Erös. Seit heuer ist dieses Datum für die Kinder der Region ein Freudentag. 4000 Mensehen waren bei der Eröffnung dabei. "Ein Volksfest.«

Seit diesem Tag lernen die Mädchen dort nicht nur Lesen und Schreiben, sondern erhalten eine hochwertige Ausbildung. "Gemessen an den Möglichkeiten natürlich." Die Kinder lernen Hygiene, Deutsch und Friedens-Erziehung ("Nach 20 Jahren Krieg ein wichtiges Thema"). Sogar Informatik steht auf dem Lehrplan. Und das in einer Gegend, wo zuvor Jahrzehnte lang niemand zur Schule ging - weil sie zu weit weg war.

Noch werden in Chewa übrigens auch Buben unterrichtet. Aber nicht mehr lange. In ungefähr 8o Kilometer Entfernung plant Erös bereits eine weitere Schule. Wann sie fertig wird? "Das hängt von den Spenden ab." Florian Römer



 


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