Enorm schwierig, zivile Strukturen zu schaffen -------------------------------------------------------------------------------- Badische Zeitung, Freiburg vom 13.03.2003 Der ehemalige Berufssoldat Reinhard Erös baut in Afghanistan ein Kinderhilfswerk auf /Warnungen vor einem Irak-Krieg
Weitergehende Parallelen zwischen Afghanistan und Irak verkneift sich der ehemalige Berufssoldat. Erös will viellmehr die Frage beantworten, was der "Krieg gegen den Terror" Afghanistan gebracht hat. Die konkrete Antwort darauf bleibt er schuldig. Erst auf Nachfrage erklärt er, dass die Bevölkerung den Triumph der internationalen Streitkfäfte über das Taliban-Regime begrüßt.Dennoch bleibe den Afghanen bewusst, dass die Taliban erst durch diese Mächte befähigt wurden, an die Herrschaft zu gelangen. "Die Situation ist Folge einer verfehlten Politik und verpasster Chancen," betont Erös. Die Politik habe Land und Leute bis heute nicht richtig wahrgenommen. "Eine vernünftige Therapie muss aber auf einer richtigen Diagnose basieren". Ein richtiges Verständnis des Landes und seiner Menschen sei freilich schwierig. Mit einem politischen, radikalen, expansiven und terroristischen Terrorismus habe der Islam in Afghnaistn jedoch überhaupt nichts zu tun. "In den Reihen islamistischer Terroverdächtiger gibt es keinen einzigen Afghanen, eine Selbstmordphilosophie ist diesen völlig fremd", behauptet Erös. Schreckliche Bilanz des jahrelangen Krieges In Afghanistan werde das Gastrecht hoch geschätzt und gerade deshalb sei das Ansinnen, die Taliban sollten Osama bin Laden ausliefern, von vorne herein zum Scheitern verurteilt gewesen. Die Bilanz von mehr als zwei Jahrzehnten Krieg in Afghanistan sei schrecklich: Jeder zehnte Bewohner sei tot, mehr noch seien verstümmelt, jeder Dritte sei geflohen, resümiert Erös die Folge der Konflikte, die mit der Invasion der Sowjettruppen begonnen hätten und vorwiegend von Ausländern in das Land getragen worden seien. "Das Land ist von außen kaputt gemacht worden".Was der Krieg gegen den Terror dem zerstörten Land letztlich gebracht hat, werde sich beim Aufbau entscheiden. Dabei setzt Reihnhard Erös vor allem auf Bildung. "Alle können schießen, zivile Berufe beherrschen nur noch wenige". Der Bayer ist Gründer der "Kinderhilfe Afghanistan", die in den Ostprovinzen und den Flüchtlingslagern in Pakistan engagiert ist. Vor allem Schulprojekte werden seit 1998 aufgebaut. Bewusst engagiert sich diese Kinderhilfe auf dem Land. "Der humanitäre Overkill in der Hauptstadt ist eine der größten Gefahren für den Friedensprozess", ist Erös sicher. Das Engagement der vielen Organisationen bringe das Gleichgewicht von Löhnen und Preisen völlig aus dem Gleichgewicht. Einheimische, die mit und für Ausländer arbeiten, würden profitieren, die anderen leiden. Das sorge für ein Gefälle zwischen Kabul und Land. Für Bundeswehreinsatz und Aufbauhilfe würde Deutschland hunderte von Millionen Euro aufwenden. Auch dadurch genössen die Deutschen eine ganz besondere Reputation. Auf 15 bis 18 Milliarden Dollar schätzt Erös die Kosten, um das gesamte Land wieder einigermaßen aufzubauen. "Der Krieg hat 30 Milliarden Dollar gekostet", vergleicht er. Und ein Irak-Krieg bedeute, dass sich der Blick der Weltöffentlichkeit von Afghanistan wieder abwende. Viele Bauern überleben mit Opiumanbau Das zweite Problem sei der Ppiumanbau. "Überleben mit dem Anbau normaler Agrarprodukte ist kaum möglich". So sei es durchaus verständlich, das Bauern Opium anbauen. Die damit verbundene Struktur von Illegalität, kombiniert mit riesigen Gewinnschancen, verhindere den Aufbau einer zivilen Ordnung. Nur mit Ausgleichszahlungen an Landwirte sei eine Veränderung möglich. |
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