Kinderhilfe Afghanistan

Afghanistan

Neuer Tag vom 15.4.2003

Für Frieden in Afghanistan

Schüler des Stiftland-Gymnasiums helfen ihren Kollegen im fernen Asien mit Geld Tirschenreuth.

"Die Tinte des Schülers ist heiliger als das Blut der Märtyrer." Ganz im Sinne des Koranzitats, das über dem Eingang der neu gegründeten deutsch-afghanischen Schulen steht, wollen die Schüler des Stiftland-Gymnasiums ihre Kollegen im fernen Asien auf dem Weg in eine glücklichere und friedlichere Zukunft begleiten. Deshalb übergaben sie dem Begründer der "Kinderhilfe Afghanistan", dem gebürtigen Tirschenreuther Arzt Dr. Reinhard Erös Geld, das Schülermitverwaltung und die Arbeitsgemeinschaft "Eine Welt" gemeinsam über mehrere Wochen gesammelt haben: durch den Verkauf von Rosen am Valentinstag und von Obstsalat und Kuchen in den Pausen. 1000 Euro kamen so zusammen, genug Geld, um in Afghanistan 200 Schüler einen Monat lang zu unterrichten und mit Schulmaterial und Essen zu versorgen.

Die von Dr. Erös gegründeten Schulen versuchen durch Bildung der lernbereiten afghanischen Jugend den Weg in eine friedliche, demokratische Zukunft des Landes zu erleichtern. Noch fehlt es an Geld, Räumen und Lehrkräften, um der Lernbereitschaft der Buben und Mädchen gerecht zu werden. Um keine Kinder abweisen zu müssen, wird an einzelnen Schulen in drei Schichten unterrichtet. Dabei erlernen die Schüler auf eigenen Wunsch auch Deutsch, das während des 20. Jahrhunderts lange Zeit die meistgesprochene Fremdsprache Afghanistans war. Auch Computerunterricht findet bereits statt, obgleich das für einen Internetanschluss nötige Telefonnetz noch in den Kinderschuhen steckt. Dr. Erös warnte davor, dass der derzeitige Golfkrieg den reaktionären Kräften in Afghanistan wieder Auftrieb verleihen könnte, wenn die Weltöffentlichkeit ein zweites Mal in ihrem Engagement nachlassen sollte. "Ein Land, das 23 Jahre Krieg erlebt hat, kann nicht binnen weniger Jahre zu einer Demokratie nach westlichem Vorbild umgestaltet werden." Hier brauche es ein beständiges, vielleicht Jahrzehnte dauerndes Engagement und viel kulturelles Einfühlungsvermögen. Nur dann könne dort eine neue Generation heranwachsen, die in der Lage sei, Konflikte mit friedlichen Mitteln und nicht mit Waffengewalt zu lösen. Diesem Ziel sei die Arbeit der "Kinderhilfe Afghanistan" verpflichtet. Gerade das private und politische Engagement aus Deutschland genieße in dieser Hinsicht in Afghanistan höchstes Ansehen, da es sich durch Zuverlässigkeit und Langfristigkeit auszeichne.

Anhand eindrucksvoller Bilder stellte Reinhard Erös im seine ersten Kontakte mit Afghanistan während der 80er Jahre als auch die vielgestaltige Landesnatur und die liebenswerte Vielfalt der Bevölkerungsgruppen dar. Dabei zeigte sich immer wieder, wie wichtig eine fundierte Schulbildung für ein friedliches und dauerhaftes Zusammenleben der einzelnen Volksgruppen ist. In einem Land, in dem nur zehn Prozent der Kinder auf eine Schule gehen können, in dem es keine Druckerei und kein landesweites Telefonnetz gibt und in dem die bestehenden Bildungsinitiativen dem Wunsch der Kinder nach schulischer Bildung nur unzulänglich gerecht werden können, ist gerade auch das Engagement der "Kinderhilfe Afghanistan" von größter Bedeutung.

Der Referent beleuchtete nicht nur die 5000 Jahre alte Kultur der Afghanen und das darin ruhende Selbstbewusstsein dieser Völkergemeinschaft, er zeigte darüber hinaus deutlich, welchen großen Stellenwert körperliche und geistige Widerstandskraft, religiöse Toleranz, Gastfreundschaft und Bildungsbeflissenheit bei Paschtunen, Tadschiken, Usbeken und den anderen 27 kleineren Volksgruppen des Landes genießen. Weiterhin erläuterte der ehemalige Offizier und Bundeswehrarzt die Entstehung der berüchtigten Taliban. Ein primitiver Anti-Amerikanismus sei den Afghanen fremd und es gelte deshalb, eine Politik zu betreiben, die die positiven Kräfte im Lande stärke. Dazu benötige man kein militärisches Engagement, sondern die Bereitschaft, langfristig in Wiederaufbau, Arbeitsplätze und Bildung zu investieren. Nachdenklich wurden die Zuhörer, als sie hörten, dass der gesamte Wiederaufbau des Landes mit 19 Milliarden Dollar zu bewältigen wäre, aber der amerikanische Krieg gegen Al Qaida und die Reste der Talibankämpfer bereits 30 Milliarden verschlungen habe. Während die afghanische Hauptstadt Kabul Schritt für Schritt wieder aufgebaut werde, liegen die Dörfer des Umlandes und viele andere Landesteile nach wie vor in Trümmern.

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