Kinderhilfe Afghanistan

Afghanistan

vom 17.9.2004

Tee mit Osama bin Laden getrunken: Geschichtsunterricht einmal ganz anders


Ehemaliger Bundeswehr-Arzt Dr. Reinhard Erös berichtet Eisenberger Gymnasiasten von seinem jahrzehntelangen Leben und Arbeiten in Afghanistan Von Janine Dallendörfer Eisenberg. "Andere spielen Fußball oder Golf. Mein Hobby ist es eben, Menschen in Afghanistan zu helfen!" Das nennt Dr. Reinhard Erös den Abiturienten als Grund für seinen Einsatz für die Opfer in Afghanistan.

Am Mittwoch hielt der ehemalige Militär-Arzt in der Aula des Eisenberger Friedrich-Schiller-Gymnasiums einen informativen Vortrag über sein Leben und Arbeiten in Afghanistan.

Nachdem er sein Medizinstudium 1979 beendet hatte, beschloss er, sich mit den "Ärzten ohne Grenzen" in Verbindung zu setzten. Da Deutschland seit Jahren den Menschen in Afghanistan Hilfe zukommen lässt, wurde er sehr herzlich aufgenommen.

"Die Gastfreundlichkeit ist unübertrefflich. Die Afghanen würden für ihre Gäste sterben, nur damit die sich wohlfühlen", schildert Dr. Reinhard Erös den Schülern.

In den 80-er Jahren ist der Bayer das erste Mal nach Afghanistan gegangen - damals noch illegal. Als er zurück kam, wurde er sofort überprüft, ob er nicht durch sein unerlaubtes Verweilen in Afghanistan disziplinarrechtlich verfolgt werden könne, da dieses Land Kriegsgebiet war.

Doch wegen seines ehrenamtliche Einsetzens bekam er keine Haftstrafe, sondern - das Bundesverdienstkreuz von Richard von Weizsäcker überreicht.

Dr. Erös hat nicht nur Angriffe von Sowjets hautnah erlebt, er befand sich schon in mehreren Krisengebieten wie Ruanda, Ost-Timor, Iran, Albanien, Bosnien, Bangladesch, Indien und Vietnam, wo er das Leiden der Menschen mit angesehen hat.

Seit Ende der 90-er ist er dabei, das "spezielle Land", wie er es nannte, wieder mit aufzubauen. Seit 20 Jahren pendelt er zwischen Afghanistan und Deutschland hin und her. Zusammen mit seiner Frau Annette Erös hat er die "Kinderhilfe Afghanistan" gegründet. Das meiste seines großzügigen Pensionsgeldes und natürlich die Spenden von hilfsbereiten Leuten verwendet er für die medizinische Versorgung der Kinder und Erwachsenen in Afghanistan. Doch auch Verpflegungspakete werden mit Hilfe diesen Geldern finanziert.

Er hat für die Leute in Peschawar ein Schule gegründet, die es den Kindern ermöglicht, sich auf verschiedensten Gebieten weiter zu bilden. Auch die deutsche Sprache ist ein Unterrichtsfach.

Mittlerweile gibt es sieben Krankenstationen und 14 Schulen, die innerhalb von drei Jahren gebaut wurden. In den nächsten Wochen werden zwei weitere eröffnet. Zumindest hat man nun schon Zimmer, um Patienten zu behandeln, denn vor einigen Jahren geschah dies noch in Berghöhlen. In solchen hat Dr. Erös schon Mitte der 80-er Jahre mit Osama bin Laden Tee getrunken.

Das alles beschreibt der Mediziner auch in seinem Buch, das den Titel "Tee mit dem Teufel - Als deutscher Militärarzt in Afghanistan" trägt.

Mit lebensechten Beispielen erschreckte der Autor viele Schüler der 12. Klasse. Nicht nur durch die Fakten, die er aufzählte - z. B., dass täglich 15 Kinder in Afghanistan sterben, weil sie auf eine Mine treten -, sondern auch durch seine ausdrucksstarken Bilder, die er bei einer Diashow zeigte: Qualen und Entsetzen waren den Menschen förmlich ins Gesicht geschrieben.

Am schwersten hatte es den Mediziner getroffen, als ein kleiner Junge, der später auch Arzt werden wollte, sich durch eine Bombe so schwere Verletzungen zugezogen hatte, dass er am folgenden Tag qualvoll starb. Und weiter erzählte der Bayer, dass die Eltern entschieden hatten, das Kind sterben zu lassen, weil dies das kleinere Übel war.

Die Alternative wäre gewesen, den kleinen Patienten in ein drei Stunden entfernt gelegenes, russisches Krankenhaus zu bringen. Die Eltern des Jungen waren strikt dagegen, da sie überzeugt waren: Wenn er gesund werden würde, müsste er sofort in ein Lager und würde dort noch viel mehr Qualen erleiden müssen.

Die Schüler der 12. Klassen lauschten gespannt, denn eine solche Chance, die Wahrheit zu hören, hat man nicht alle Tage.

Die Vortragsreihen, die Dr. Erös an den Schulen in Thüringen hält, werden von der Konrad- Adenauer-Stiftung organisiert.

Die CDU-nahe Stiftung - und doch unabhängige Institution, wie Andreas Schulze (Mitarbeiter der Stiftung) bemerkt - unterstützt die internationale Arbeit.

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