Kinderhilfe Afghanistan

Afghanistan

Die Evangelische Missionszeitschrift, Ausgabe 3/2003



Reinhard Erös: Tee mit dem Teufel
Hamburg, Hoffmann & Campe 2002.
265 S. mit Abb.
Geb. € 19,90 ISBN 3-455-01801-7




 

Roland Gierth

Alle reden von Afghanistan (wenn nicht gerade andere Krisengebiete für einige Zeit das Interesse beanspruchen), viele wollen helfen, etliche tun es auch, doch Konzepte und Praxis sind arg unterschiedlich, und die heutzutage oft sehr kritischen Rückfragen von tatsächlichen und möglichen Spendern haben da schon ihren Grund.

Nestor und Gallionsfigur, Frontman und fundierter Denker der deutschen Afghanistan-Hilfe ist sicher Dr. Reinhard Erös (ich weiß, über die Christusträger und über die Hilfe durch Brot für die Welt und noch einige wenige mehr wäre auch ganz positiv zu reden), und sein ebenso autobiografisches Buch wie seine grundlegenden Abwägungen, wie in diesem Lande den Menschen geholfen werden kann, sind jedenfalls ein Maßstab, an dem sich vieles andere messen lassen muss.

Ihn inspiriert Mutter Theresa in Calcutta, und noch in auslaufenden Zeiten der sowjetischen Besatzung nimmt sich der Berufssoldat der Bundeswehr "Urlaub", um in diesem Lande "illegal" zu helfen, und besonders "praktisch" sind für diese Arbeit unter unsäglichen Bedingungen militärärztliche Handbücher "von der anderen Feldpostnummer", nämlich aus dem Fundus der NVA .... Manche seiner Vorgesetzten und Kollegen verstehen ihn gar nicht; später, als er "der große Erös" ist, sind alle seiner Meinung - schon immer.

Wie sonst bei vielen Hilfsorganisationen auch wird von Peschawar in Pakistan aus operiert. Hier entsteht auch eine Schule, hier gibt es so etwas wie

eine Infrastruktur für seine Familie (Hut ab vor seiner Frau Annette, für die Kinder wird dieses Gebiet fast zur Heimat), doch das ändert nichts daran, dass eines der Kinder, der kleine Trutz, arg krank wird und kurz vor der vielleicht noch rettenden Behandlung in München stirbt. Später geben sein Name und der eines kleinen Afghanen den Namen für die "Paghman-Trutz-Friedensschule" ab.

Doch vor dieser Schularbeit in den späten 90er Jahren liegen die Einsätze in den Höhlen Afghanistans und die Unterstützung der Arbeit von Deutschland aus. Doch dann zieht es die Familie Erös zu neuer Arbeit wieder nach Pakistan und "richtig" nach Afghanistan. Nun liegt der Ton auf Schularbeit, gerade für Mädchen, und dafür lässt sich mit Geschick sogar die Erlaubnis der Taliban erreichen (S. 209ff). Die Spannweite echter Bildung auf den Bildern (S. 231 bis 233) sagen hier mehr als lange Zitate:

- "1. Klasse mit einer modernen afghanischen Lehrerin" (dezent und zugleich hübsch angezogen, freundlich, ein selbständig an der Tafel schreibender Schüler)

- Mädchen, mehr oder minder verschleiert, jedoch: "Unsere Schülerinnen erhalten Computer-Unterricht - ein Unikat an afghanischen Flüchtlingsschulen"

- Schüler, durchaus im Alter möglicher Kindersoldaten, dazu viele Mädchen, stehen vor der Tür des Schulleiters, und darüber steht: "Die Tinte des Schülers ist heiliger als das Blut des Märtyrers und Kämpfers".

Man kann Dr. Erös und seiner Arbeit nur von Herzen Gottes Segen wünschen, sowohl der praktischen Tätigkeit wie dem im ganzen Buch und auch in seiner Öffentlichkeitsarbeit immer wieder hohen Reflektionsniveau - die einzelnen Ausführungen sind hervorragend, ob zu Kultur und Sprachen Afghanistans, ob zu Taliban und AlQaida, ob zu den Grausamkeiten der Sowjets (und auch ihrer Gegner), ob zu Bildungszielen und Formen, Methoden und Grenzen medizinischer Arbeit - alles hat Hand und Fuß!

                                                                                                                                                        

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