Kinderhilfe Afghanistan

Afghanistan

Süddeutsche Zeitung vom 25.11.2003

Ausbildung statt Hass
Bundeswehrarzt über "Kinderhilfe Afghanistan"
Von Barbara Könnecke

Weilheim -  Al Qaida, Taliban, internationaler Terrorismus, Atombomben in den Händen der Pakistanis, Drogenhandel - die Liste der Bedrohungen, die uns aus Afghanistan und den benachbarten Ländern erreichen, ist lang. Um das unbestimmte Gefühl der Angst in effizientes Handeln und aktive Hilfe umzuwandeln, setzt der ehemalige Bundeswehrarzt Reinhard Erös, der mit seiner Frau und seinen fünf Kindern lange Jahre in Afghanistan gelebt hat, auf Information und Aufklärung. Mit seinem Vortrag "Bildung für Kinder, Frauen, Menschen, Friedensschulen für Afghanistan," fesselte Erös am Dienstagabend das Publikum im Weilheimer Gymnasium mit einem packenden Bericht zur Lage Afghanistans sowie" über den Aufbau des sozialen Netzwerkes, das Erös zusammen mit seiner Frau gegründet hat: die "Kinderhilfe Afghanistan".

"Die Tinte des Schülers ist uns heiliger als das Blut des Märtyrers" - dieser Leitspruch steht über dem Tor einer der Schulen, die Eros mit Spendengeldern der "Kinderhilfe Afghanistan" errichtet hat. Viele tausend afghanische Kinder, die bisher nie die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen und nur mit Hass, Fanatismus und Indoktrination der islamistischen Fundamentalisten konfrontiert waren, können dank der Kinderhilfe von ausgebildeten Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden. Eine solide, schulische Ausbildung der Kinder, die später in der Lage sein werden, als Ärzte oder Lehrer für den Aufbau ihres Landes zu sorgen, baue dem Terrorismus wesentlich wirkungsvoller vor als der Einsatz von Bundeswehrsoldaten, sagt Erös. Stolz seien die afghanischen Schüler, wenn neben der Flagge ihres Landes auf ihrem neuen Schulhaus auch die deutsche Flagge wehe.

Mit dem Einsatz seines Lebens, in Höhlenkliniken, hatte Erös in der Zeit des Krieges gegen die Sowjets die Bewohner Afghanistans medizinisch versorgt. Alle zwei Tage mussten die Helfer auf der Flucht vor den sowjetischen Soldaten ihre unterirdischen Hilfsstationen verlassen, um sie an anderer, verborgener Stelle wieder neu zu errichten. Alle vier bis fünf Wochen fliegt Erös heute nach Afghanistan, um einen Koffer voll Spendengeldern zu überbringen.

Der Funke, der von seinem leidenschaftlichen Einsatz für Afghanistan ausgeht, ist bereits auf das Weilheimer Gymnasium über gesprungen. Zwei Schüler der Amnesty-International-Gruppe überreichten Erös einen Scheck von über 1400 Euro, und Schulleiter Hans Heck drückte den Wunsch aus, aus dem Impuls des Abends möge eine längerfristige Unterstützung entstehen.
 

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